Mein Name ist Martina Mau, ich bin 33 Jahre alt
und fotografiere seit knapp 7 Jahren aktiv im Bereich Portrait
und seit Kurzem auch in der Street Fotografie
faceblind Photography
... was hat es damit auf sich?
Face blindness ist der englische Ausdruck für
Prosopagnosie
(griech. prosopon = Gesicht; agnosia = Nichterkennen)
Als jemand mit Prosopagnosie sehe ich die Welt ein klein wenig anders als die meisten...
Gesichter sind für mich kein wiedererkennbares Ganzes, sondern ein buntes Puzzle aus Merkmalen, die ich nur schwer abspeichern kann. Entsprechend ist es mir kaum
möglich, Personen zu erkennen, wenn sie mir begegnen. Dieser Umstand hat mir im Laufe meines Lebens oft Schwierigkeiten bereitet, denn andere hielten mich für arrogant oder abweisend, weil ich
sie trotz Augenkontakt nicht grüßte; mir wurde auch Desinteresse und Konzentrationsmangel vorgeworfen.
Daher entwickelte ich früh meine eigene Strategie, um Menschen aus meinem Umfeld zu erkennen. Ich orientierte mich an anderen Merkmalen, wie ihrer Stimme, ihrem
Gang, ihrer Art zu lächeln... und wurde darin immer besser. Allerdings ist es bis heute immer wieder eine riesige Herausforderung für mich, neue Menschen zu treffen und sie über irgendeinen Weg
in meinen nicht ganz alltäglichen Speicher zu manövrieren.
Was aber hat das nun mit der Fotografie zu tun?
Durch die Prosopagnosie sehe ich Gesichter auf eine Art und Weise, welche sich sehr von anderen abhebt. Ein Gesicht ist für mich nicht nur ein Gesicht, sondern eine
Komposition aus einzigartigen Merkmalen. Ich sehe die einzigartige Lippenform, die besondere Stellung der Augen, die extravaganten Linien eines Kiefers. Und genau wegen dieses
Puzzlespiels aus Details setze ich mir mit Hilfe des Lichtes ein ganz eigenes Portrait zusammen, welches einen Fokus auf jedem einzelnen Merkmal hat. So finde ich in jedem Gesicht und jedem
Ausdruck genau die Aspekte, die sie besonders machen und halte sie auf meine Art fest.
Kurzum: Die Tatsache, Gesichter so völlig anders wahrzunehmen, kann ich dank meiner Kamera zu einem ganz besonderen Markenzeichen werden lassen, welches ich so
mit der Welt teilen darf.